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Enge Zusammenarbeit mit den in Bruce Power tätigen Fremdfirmen zur Stärkung der Human Performance


Inside WANO führte ein Exklusiv-Interview mit Kathryn Harrison, Bereichsleiterin für Continuous Learning im KKW Bruce Power und Vorsitzende der brancheninternen Arbeitsgruppe International Human Performance. Sie erklärt, wie ihre Organisation eine von der Arbeitsgruppe entwickelte Richtlinie zur Stärkung der Human Performance bei den Fremdfirmen des Kernkraftwerks umsetzte. 
  1. Bitte geben Sie uns einen kurzen Überblick über Ihre Organisation und die von Ihnen betriebenen Kernkraftwerke.
Bruce Power wurde 2001 gegründet und ist Kanadas einziges, von einem Privatkonsortium betriebenes Kernkraftwerk. Unsere Kraftwerksflotte besteht aus acht CANDU-Reaktoren, die bis zu 6.400 MW erzeugen – der Verkauf des gesamten produzierten Stroms erfolgt über den unabhängigen kanadischen Vertragspartner, den Independent Electricity System Operator. Der Betrieb der Anlage ist bis 2064 geplant.

Unsere 4.200 Mitarbeiter bilden die Grundlage für unsere Leistungen und wir sind stolz darauf, welche Rolle sie bei der sicheren und zuverlässigen Produktion von sauberem und kostengünstigem Strom für die Familien und Unternehmen in der gesamten Provinz spielen. Das Unternehmen hat starke Wurzeln in Ontario und es fühlt sich dem Schutz der Umwelt und der Unterstützung der lokalen Kommunen verpflichtet.
  1. Wie hat die WANO-Modellrichtlinie zur Beurteilung des Human Performance Programms Ihrer Organisation dabei geholfen, deren Human Performance zu stärken?
Im KKW Bruce Power führen wir zurzeit den Austausch wichtiger Komponenten in Block 6 durch, das ist eine der größten Baustellen in Kanada. Zur Ausführung dieser Maßnahmen beschäftigen wir eine große Anzahl an Lieferanten und Fremdfirmenpersonal. Die Sicherheit spielt dabei eine sehr große Rolle, sie ist der zentrale Punkt bei allem, was wir tun, sie steht für uns an erster Stelle.

Der Grund für die Erstellung dieser Richtlinie ist, dass es für alle WANO-Mitglieder ein großes Problem ist, zu beurteilen, wie ausgereift und leistungsfähig ihre Programme sind und welche Fortschritte damit erzielt werden. Das gilt auch für die Beurteilung der Fremdfirmen, die Arbeiten in den Anlagen der kerntechnischen Unternehmen ausführen.

Wir haben die WANO GL 2019-03, Human Performance Programme Assessment Model, als Grundlage genommen und sie angepasst. Diese Version ist nun auf unsere Organisation anwendbar und sie ist auch für unsere Lieferanten und Fremdfirmen geeignet. Wir waren damit in der Lage, den Umfang der Verpflichtungen und Kenntnisse unserer Lieferanten und Fremdfirmen im Hinblick auf die Human Performance Werte und Hilfsmittel zu erfassen. Wir können dadurch proaktiv zusammenarbeiten, um die sichere Arbeitsausführung durch unsere vorgegebenen Human Performance Verhaltensweisen sicherzustellen.
  1. Wie sah Ihre Strategie mit den Fremdfirmenpartnern zur Stärkung der Human Performance aus?
Die wichtigsten Schritte unserer Strategie waren folgende:
  • Wir kommunizierten das Modell zur Beurteilung der Human Performance der Fremdfirmen mit den wichtigsten Fremdfirmenvertretern und einigten uns mit ihnen auf eine Vorgehensweise, die unsere Erwartungen an sie berücksichtigt, dass sie mit Hilfe des Modells eine Selbsteinschätzung vornehmen.
  • Die Lieferanten und Fremdfirmen stellten uns ihre Erkenntnisse vor, dazu gehörten empfohlene Maßnahmen für Verbesserungen und zum Schließen von Lücken in ihren Programmen.
  • Es wurden Pläne für die Optimierung der Human Performance erstellt, um die verbesserungswürdigen Bereiche zu ermitteln, die dann überprüft und den für die Human Performance Verantwortlichen zur Besprechung vorgelegt wurden.
  1. Inwiefern waren die Ausbildungsmaßnahmen zu diesem Bereich für die Fremdfirmen hilfreich und welche Maßnahmen waren am besten geeignet?
Zu unserer Strategie zur Beurteilung der Lieferanten und Fremdfirmen gehört die Überprüfung von deren Human Performance Ausbildungsmaßnahmen. Dadurch wollen wir sicherzustellen, dass sie die Standards von Bruce Power erfüllen, wenn es um die Anwendung der Hilfsmittel, die Führungskompetenzen bei den Fremdfirmen und die Bereitschaft zur Einhaltung der Standards geht.
  1. Welches waren die wichtigsten Vorteile, die die Richtlinie Ihrer Organisation und Ihren Mitarbeitern verschaffte?
Wir erzielten zwei Ergebnisse: das verstärkte Engagement aller Lieferanten und Fremdfirmen und die verbesserte Ausrichtung auf die Optimierung der Human Performance dank der klar kommunizierten Erwartungen.
  1. Wie hat Ihre Mitarbeit bei der brancheninternen Human Performance Arbeitsgruppe zu einer Verbesserung der Human Performance beigetragen?
Als die COVID-19 Pandemie ihren Höhepunkt erreichte, musste unsere Branche die Arbeitsweisen ändern. Zwar behandelte jede Anlage und jedes Land die Pandemie anders, doch eine Sache war für alle gleich: diese ungewöhnlichen und sich verändernden Umstände beinhalteten Risiken und es bestand die Gefahr menschlicher Fehler. Die Barrieren zum Schutz vor COVID-19 stellten unsere Hilfsmittel für die Human Performance auf eine harte Probe.   

2020 gab es zwei virtuelle Foren, die von der WANO und der brancheninternen Arbeitsgruppe für Human Performance angeboten wurden. Sie stimmten die kerntechnische Branche auf die Herausforderungen ein, vor denen wir alle standen. Mehr als 200 Teilnehmer aus der ganzen Welt teilten ihre Betriebserfahrungen, ihre gewonnenen Erkenntnisse und ihre Erfahrungen, wie man am besten durch die Pandemie kommt. Das ist ein hervorragendes Beispiel für die Stärke dieser Gruppe, wenn es um die schnelle Umsetzung von externen Betriebserfahrungen und das miteinander Teilen der besten Verfahrensweisen innerhalb der Branche geht.
  1. Wie wurden Sie auf die brancheninterne Human Performance Arbeitsgruppe aufmerksam und wie sieht Ihre Aufgabe als deren Vorsitzende aus?
Menschliche Verhaltensweisen haben mich immer interessiert. Daher übernahm ich 2012 die Aufgabe der Human Performance Managerin in unserer Anlage und dann begann ich damit, an den Foren der WANO, INPO, CANDU Owners Group und Fremdfirmen zum Thema Human Performance teilzunehmen. Durch die Mitarbeit in den internationalen Arbeitsgruppen bot sich mir die Gelegenheit, mich zum Thema Human Performance einzubringen und es mit anderen zu besprechen.

Als Vorsitzende der Arbeitsgruppe arbeite ich mit einer dynamischen Gruppe von Fachkräften aus der ganzen Welt zusammen, die sich leidenschaftlich für die Human Performance interessieren. Als Arbeitsgruppe tauschen wir uns untereinander aus, wir hören einander zu und arbeiten als Team zusammen, um zu motivieren, auszubilden und die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen, damit wir eine Performance ohne Vorfälle erreichen.

Durch die kollektive Erfahrung, die ich dank dieser Gruppe machen durfte, erwarb ich erweiterte Kenntnisse über Kulturen, Verhaltensweisen und Human Performance. Diese Erkenntnisse nehme ich mit in meine Anlage, um Verbesserungen einzuleiten.