Peer Reviews – ein wirkungsvoller Auslöser für Veränderungen
Bericht aus einer Anlage
Band 26 Nein 1 2018
5 Juli 2018
Im Kernkraftwerk Ohi der Kansai Electric Power Company haben die Führungskräfte einen großen Zeitaufwand betrieben, um Umrüstungen durchzuführen und bestehende Anweisungen zu verbessern, damit sie den neuen Sicherheitsbestimmungen entsprechen und den aus dem Unfall von Fukushima Daiichi gewonnenen Erkenntnissen Rechnung tragen. Leider führten diese Veränderungen und Umrüstungen zu einer unvorhergesehenen Verschlechterung sowohl beim Sicherheitmanagement bei Anlagenstillstand als auch bei der Human Performance.
Bei einem WANO Peer Review, das 2015 durchgeführt wurde, entdeckte man diese Schwächen und man ermittelte eine Reihe von Bereichen für notwendige Verbesserungen (AFIs), die damit in Zusammenhang standen. Ein direktes Ergebnis der Beratungen mit den Mitarbeitern dieses Mitgliedsunternehmens war, dass die Anlagenleitung die Notwendigkeit einer Veränderung erkannte und verstand. Es folgten dann zahlreiche positive Veränderungen.
Der Anlagendirektor verkündete die starke Botschaft, dass die nukleare Sicherheit die höchste Priorität hat und er erinnerte die Mitarbeiter daran, dass sie ein substanzieller Wert der Kansai Electric Power Company bei der Nutzung der Kernenergie sein sollte. Weiter betonte er in dieser Botschaft die Bedeutung des PDCA-Prozesses (Plan – Do – Check – Act, deutsch: planen – umsetzen – überprüfen - handeln) für die Verbesserung der Anlagenperformance.
Die an die Führungskräfte gestellten Erwartungen wurden neu festgelegt. Dazu gehörte auch eine klare und genaue Zuweisung der Aufgaben für die Mitarbeiter, ein strenges Terminmanagement, Beobachtungen der Führungsebene und Risikomanagement. Die Anlagenleitung unterzog die Leistung der Führungskräfte einer sorgfältigen Überwachung und es wurden Korrekturmaßnahmen ergriffen, wenn die Führungskräfte diese Erwartungen nicht erfüllten.
Die Beobachtung der Führungsebene wurde als wichtiges Hilfsmittel zur Identifizierung der Probleme der Linienmanager genutzt. Ein qualifizierter Gutachter der INPO sowie Prüfer der WANO erteilten den Linienmanagern ein praxisorientiertes Training, dazu gehörte auch die Betreuung bei Ausbildungsmaßnahmen vor Ort. Die Anlagenleitung führte außerdem die Beobachtung des Führungspersonals vor Ort durch, um den Führungskräften zu helfen, sich die von ihnen erwarteten Performancelevel zu vergegenwärtigen. Die Ergebnisse wurden dann in der Gruppe besprochen, um den Einsatz der Führungskräfte durch die Förderung einer gesunden Kultur des Drucks durch die Kollegen anzukurbeln.
Es fanden regelmäßig Selbsteinschätzungen in den Bereichen Beobachtung des Führungspersonals, Vermeidung von Fremdkörpereintrag und Brandschutz statt. Dabei waren die WANO-Richtlinien eine große Hilfe bei der Verbesserung der Performance der Linienmanager.
Bei diesem Entwicklungsprozess wurde die Anlage von der Kansai Unternehmenszentrale unterstützt. Die Ratschläge der qualifizierten INPO- und WANO-Mitarbeiter wurden weitergegeben, es wurden Anweisungen für die gesamte Flotte erarbeitet und Informationen für Good Practice und gute Ergebnisse bei Leistungsvergleichen vermittelt.
Als Ergebnis dieser Veränderungen beim Führungspersonal zur Verbesserung der nuklearen Sicherheit konnte die WANO bedeutende Fortschritte in den Bereichen ausmachen, für die beim Peer Review AFIs ausgestellt worden waren.
„Diese Errungenschaften ermutigten das gesamte Personal der Anlage, mich eingeschlossen, und wir sind davon überzeugt, dass unsere Bemühungen für die nukleare Sicherheit und die Betriebssicherheit richtig waren”, sagte Yasuhiko Yoshida, General Manager des Kernkraftwerks Ohi. „Wir arbeiten weiter daran, eine bessere Sicherheit und eine Risikominderung beim Betrieb zu erzielen. Mein Bestreben geht dahin, das Kernkraftwerk Ohi zum sichersten Kernkraftwerk weltweit zu machen und ich glaube, dass unsere Bemühungen dazu beigetragen haben, dass die Bevölkerung vor Ort sowie die gesamte japanische Bevölkerung Vertrauen in die nukleare Sicherheit und die Sicherheit des Kernkraftwerks Ohi insgesamt hat.”
Block 3 des KKW Ohi nahm im April 2018 erneut den kommerziellen Betrieb auf und Block 4 des KKW Ohi nahm im Mai 2018 den konstanten thermischen Leistungsbetrieb wieder auf – die erneute Aufnahme des kommerziellen Betriebs ist für den Sommer 2018 geplant.