Ihre Internet Explorer Version wird nicht unterstützt. Upgrade notwendig.

Vorbereitung des Übergangs zum Rückbau


Harriet Kallio, Performance Managerin bei Fortum Power und Heat Oy, beschreibt, wie ihre Organisation rechtzeitige Vorbereitungen für den anstehenden Rückbau einiger Blöcke trifft.
Erzählen Sie uns von Ihrer Organisation.
 
Fortum ist ein europäisches Energieversorgungsunternehmen, das in über 40 Ländern aktiv ist.

2020 wurden 20% der gesamten Stromproduktion durch Kernenergie erzeugt.
 
Fortum ist der Eigentümer des Kernkraftwerks Loviisa in Finnland und zu einem großen Teil an den schwedischen kerntechnischen Unternehmen OKG Aktiebolag (KKW Oskarshamn) und Barsebäck Kraft AB (KKW Barsebäck) beteiligt. Für einige der Anlagen sind Laufzeitverlängerungen möglich, doch andere müssen rückgebaut werden.
 
 
Wie konnte Sie die brancheninterne WANO-Arbeitsgruppe, die sich mit dem Übergang zum Rückbau beschäftigt, unterstützen?
 
Es ist erfreulich, zu sehen, dass man mit den Herausforderungen und Problemen nicht alleine dasteht. Es gibt viele herausfordernde Bereiche und es sind überall dieselben. Die gesetzlichen Bestimmungen und die Rahmenbedingungen für die Genehmigungen sind von Land zu Land unterschiedlich und das gilt auch für die Konzepte zum Rückbau der Anlagen.
 
In einigen Ländern erledigt ein staatliches Unternehmen den gesamten Rückbau und in anderen hat sich der Lizenzinhaber selbst um alles, einschließlich der Endlagerung von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen zu kümmern. Doch egal um welchen Fall es sich handelt, es gibt überall dieselben Probleme, zumindest in den Bereichen der organisatorischen Anpassung, der Kompetenz und dem Ressourcenmanagement, bei den Genehmigungen und den Schnittstellen zu den Behörden und Abfallunternehmen, der Planung für die Abfalllogistik und der Finanzierung.
 
Es lohnt sich immer, die Erfahrungen und gewonnenen Erkenntnisse auszutauschen. Die Erfahrungen der anderen können einem selbst die Augen öffnen und aufschlussreich sein. Außerdem findet man Unterstützung bei den eigenen Gedankengängen. Es lohnt sich also immer!
 
Wie schaffen Sie es, bei Ihren Mitarbeitern die Motivation hoch zu halten und sie zu Hochleistungen anzuregen, wenn der Betrieb der Anlage dem Ende zugeht?
 
Was das Kernkraftwerk Loviisa angeht, so steht die Planung für den Rückbau noch nicht fest. Doch die Richtlinien für diese Arbeiten sind bereits festgelegt. Die Maßnahmen für die Motivation der Mitarbeiter setzen sich aus drei Teilen zusammen:

Maßnahmen auf Gruppen-, Betriebs- und Unternehmensebene
Maßnahmen für den Rückbau auf der organisatorischen Ebene
Maßnahmen auf der individuellen Ebene
 
Auf der Unternehmensebene wird der anstehende Rückbau extern kommuniziert und zwar so, dass besonders auf die Bedeutung der Rückbaumaßnahmen eingegangen wird. Die Wertschätzung für die Mitarbeiter, die ihre Arbeit erledigen, muss auch bei diesen externen Kommunikationen sichtbar werden.
 
Der Rückbau soll als natürlicher Schritt im Lebenszyklus der Anlage beschrieben werden. Außerdem sollte kommuniziert werden, wie das Anlagengelände nach Beendigung des Rückbaus genutzt wird. Eine offene und transparente Kommunikation über die geplanten Veränderungen an der Anlage und bei deren Organisation spielt eine wichtige Rolle. Alles in allem ist ein Facelifting des Rückbaus und des Geschäfts mit dem Abfallmanagement spätestens in dieser Phase, wenn nicht schon früher, erforderlich.
 
Was können Sie uns über den Fahrplan für den Übergang zum Rückbau (TTD) sagen, an dem die Gruppe arbeitet? Wie kann er den Anlagen helfen, wenn sie ihren Betrieb herunterfahren und sich auf den Rückbau vorbereiten?
 
Der Fahrplan, an dem die Arbeitsgruppe für den Übergang zum Rückbau noch tüftelt, soll mehr oder weniger eine Art Checkliste für die Bereiche sein, die bei der Vorbereitung für den Rückbau berücksichtigt werden müssen. Es gibt bereits jetzt zahlreiches, gutes Material, das die Vorbereitungsmaßnahmen für die verschiedenen Probleme separat beschreibt. Der Fahrplan hingegen wird nicht so sehr ins Detail gehen, wie dies die Anleitungen tun, aber stattdessen soll er, wenn auch kurz aber dafür so breigefächert wie nur möglich, auf alle Fragen, die in der Phase des anstehenden Rückbaus aufkommen, eingehen. Die Absicht, die dahinter steht, ist, soviel wie möglich an Verweisen auf öffentlich zugängliche Dokumente zu geben, um es dem Leser zu ermöglichen, in bestimmte Themen tiefer einzutauchen, sofern dies notwendig ist. Darüber hinaus sollen länder- und/oder anlagenspezifische Fallstudien enthalten sein. Die weltweit gewonnenen Erkenntnisse wären ebenfalls eine wertvolle Ergänzung der Checkliste.
 
Ich persönlich denke, dass der Fahrplan für die Neulinge beim Rückbaugeschäft von größtem Nutzen ist, da er einen Überblick über die Herausforderungen und Fragen bietet, die sich ergeben, wenn die Anlage vom Betriebsmodus in die Nachbetriebs-/Übergangsphase eintritt und dann in die Abbauphase der eigenen Komponenten. Bestenfalls finden auch die erfahrenen Mitarbeiter die Checkliste nützlich.
 
Wie waren Sie persönlich in die TTD-Arbeitsgruppe involviert und wie hat Ihnen das bei Ihren Aufgaben in Ihrer Organisation geholfen?
 
Ich habe von Anfang an in dieser Arbeitsgruppe mitgearbeitet. Das fing mit einem Kickoff-Meeting in Ringhals in Schweden im Herbst 2017 an. Im Anschluss daran habe ich an allen Workshops teilgenommen, die entweder als Präsenzveranstaltung oder virtuell stattfanden. Ich habe selbst ein Kapitel des Fahrplans geschrieben und zwischen November 2020 und Februar 2021 eine Untergruppe geleitet. Die engagierten Gruppenmitglieder haben viel Einsatz gezeigt, um die Kapitel fertigzustellen.
 
Zum Schluss möchte ich noch betonen, dass nicht nur das Ergebnis, das die Arbeitsgruppe erzielt, für die Mitglieder nützlich ist. Vielmehr ist schon der Entstehungsprozess sehr fruchtbar und lohnend und er hat bereits einen eigenen Wert. Durch das Mitarbeiten entdeckt man häufig neue Ansatzpunkte für die Lösung eines Problems.