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Das Kernkraftwerk Akkuyu in der Türkei



Welches sind die Meilensteine dieses Projekts?
  • 2010 haben die Regierungen der Russischen Föderation und der Türkischen Republik die zwischenstaatliche Vereinbarung zur Zusammenarbeit beim Bau des Kernkraftwerks Akkuyu an der Südküste der Türkei, in der Provinz Mersin, unterzeichnet. Das Kraftwerk soll aus vier Blöcken mit WWER-1200 Reaktoren bestehen und eine Gesamtleistung von 4800 MW haben. Die Gesamtverantwortung für das Bauprojekt wurde der AKKUYU NUCLEAR Joint-Stock Company übertragen.
 
  • 2014 genehmigte das Ministerium für Umwelt und Stadtentwicklung der Türkei den Bericht über die Umweltverträglichkeitsprüfung (EIA) für das KKW Akkuyu Bauprojekt.
 
  • 2018 wurde der erste Beton für das KKW Akkuyu angerührt und der Präsident der Türkei Recep Tayyip Erdoğan sowie der Präsident von Russland Vladimir Putin nahmen per Live-Video an dieser Zeremonie teil, die den offiziellen Beginn der aktiven Bauphase markierte.
 
  • 2019 wurde die Betonbodenplatte für das Reaktorgebäude von Block 1 des KKW Akkuyu fertiggestellt.
 
  • 2020 sind die aktiven Bauarbeiten für Block 1 und 2, für die die türkische kerntechnische Genehmigungsbehörde (NDK) die Baugenehmigungen erteilt hat, aufgenommen worden.
 
Wer trägt die Baukosten für das KKW und wer wird es betreiben?
 
Das KKW Akkuyu ist das erste Projekt in der globalen kerntechnischen Branche, das nach dem internationalen Betreibermodell „Build-Own-Operate (BOO)“ gebaut wird. Die AKKUYU NUCLEAR JSC ist der Projektträger, der mit Auslegung, Bau, Instandhaltung, Betrieb und Rückbau des Kernkraftwerks beauftragt wurde. Zurzeit ist die Russian State Atomic Energy Corporation Rosatom der Hauptaktionär von AKKUYU NUCLEAR JSC und leistet die vollständige Finanzierung für das Bauprojekt des KKW Akkuyu. Gemäß der zwischenstaatlichen russisch-türkischen Vereinbarung können jedoch bis zu 49% der Aktien von AKKUYU NUCLEAR an Investoren verkauft werden und die Verhandlungen mit potentiellen Investoren sind bereits in vollem Gange.
 
Wie sehen die Bestimmungen für das BOO-Modell aus?
 
Das BOO-Modell bietet den Projektbeteiligten langfristige Nachhaltigkeit und Kapitalrendite. Bei diesem Modell ist der Lieferant des KKW (Rosatom) auch der Investor/Co-Investor und der Eigentümer/Miteigentümer des KKW und er erhält seine Investitionen in der Betriebsphase des KKW durch die Stromverkäufe zurück. Die Türkei erhält ebenfalls Geld aus dem Betrieb des KKW innerhalb der gesamten Laufzeit des Kraftwerks, die zurzeit, unter Berücksichtigung der Laufzeit von vergleichbaren Anlagen, auf 60 Jahre geschätzt wird und die verlängert werden kann.
 
Neben dem direkten wirtschaftlichen Nutzen wird das Projekt der Wachstumsmotor für den Bereich Kraftwerksbau sein. Es fördert die Entstehung von Arbeitsplätzen und die Entwicklung von Lokalisierungsprogrammen für türkische Lieferanten. Es wird auch zur Verbesserung der Ausbildung in der Kerntechnik führen und für die nationale türkische Wirtschaft viele weitere positive Auswirkungen mit sich bringen. Das KKW Akkuyu Projekt bietet eine hervorragende Gelegenheit für einen schlüsselfertigen Kraftwerksbau und eine Betriebslösung für die Türkei – einem Neuling in der Kernenergie.
 
 
Rosatom verfügt über eine 75-jährige Erfahrung in der kerntechnischen Branche und über alle notwendigen Ressourcen zur Umsetzung eines integrierten Gesamtprojektes.
 
Können Sie den Genehmigungsprozess der türkischen Genehmigungsbehörde erklären?
 
Wie mit den Regierungen von Russland und der Türkei vereinbart, hat sich Rosatom vertraglich verpflichtet, den Bau von Block 1 des KKW Akkuyu innerhalb von sieben Jahren nach Erteilung der erforderlichen Genehmigungen und Lizenzen durchzuführen und den Produktionsbetrieb zu starten. Die türkische Seite erklärte sich damit einverstanden, in der Genehmigungsphase Unterstützung zu bieten, die Eigentumsrechte für die Grundstücke bereitzustellen sowie für die Ausstellung der Genehmigungsunterlagen zu sorgen.
 
Zur Projektrealisierung benötigt AKKUYU NUCLEAR JSC etwa 120 verschiedene Genehmigungen und Lizenzen.
 
Mittlerweile liegen die wichtigsten Lizenzen und Genehmigungen zur Projektrealisierung vor, einschließlich der Genehmigung durch die Umweltverträglichkeitsprüfung, die Lizenz für die Stromerzeugung, die Genehmigungen für den Bau der Blöcke 1 und 2 sowie die Genehmigung zur Nutzung des Eastern Cargo Terminals und der Einrichtungen des Marine Terminals.
 
Wie ist die Sicherstellung der Qualifikation und Ausbildung der türkischen Mitarbeiter geplant, die in der Anlage tätig sein werden?
 
Die Russische Föderation hat Studenten aus der Türkei die Gelegenheit zu einer besondere Ausbildung in höheren russischen Bildungseinrichtungen angeboten, bei der sie eine Ausbildung in den wichtigsten Berufen erhalten und die Kenntnisse in den entsprechenden Fachrichtungen vermittelt bekommen, die in Kernkraftwerken erforderlich sind. Nachdem die Teilnehmer dann auch noch die Ausbildung und Schulung in den Ausbildungs- und Technikzentren von Rosatom absolviert haben, werden alle Absolventen eine Anstellung im ersten Kernkraftwerk der Türkei – dem KKW Akkuyu in der Provinz Mersin erhalten. Die gesamte Ausbildung wird sich über ungefähr sieben Jahre erstrecken.
 
Zurzeit erhalten über 120 türkische Studenten diese besondere Ausbildung in russischen Universitäten. Für das KKW Akkuyu Bauprojekt werden junge, qualifizierte Mitarbeiter benötigt, die einen Abschluss im Bereich Kernenergie und den entsprechenden Studienfächern haben, damit sie mit erfahrenen kerntechnischen Fachkräften zusammenarbeiten können. Die Mehrheit dieser Studenten sowie weitere, in der Zukunft noch Hinzukommende werden eine aktive Rolle bei diesem Projekt spielen, das den Bau und Betrieb des ersten Kernkraftwerks in der Türkei zum Gegenstand hat.
 
Welches sind die Herausforderungen und Möglichkeiten, um sicherzustellen, dass Mitarbeiter mit den richtigen Fähigkeiten eingestellt werden?
 
Momentan arbeiten über 6.000 Personen an der Baustelle des KKW Akkuyu. In der Bauphase werden sowohl Ingenieure als auch qualifizierte Fachkräfte gebraucht. Die Anstellung von Mitarbeitern aus dem türkischen Arbeitsmarkt wird gefördert. Doch es besteht derzeit ein deutlicher Mangel an kerntechnischen Fachkräften in der Türkei. Aus diesem Grund wird auf dem Anlagengelände ein besonderes Ausbildungszentrum für Fachingenieure und das spätere Betriebspersonal des Kernkraftwerks gebaut.
Die Bauarbeiten sind in vollem Gange und in den nächsten 3 – 4 Jahren wird der Umfang und das Ausmaß der Arbeiten noch zunehmen. Da es sehr teuer ist, die Arbeitskräfte von Russland und anderen Ländern ins Land zu bringen, entstehen durch dieses Großprojekt viele Beschäftigungsmöglichkeiten für türkische Staatsbürger. So sind momentan etwa 80% der beim Bau des KKW Akkuyu beschäftigen Arbeitskräfte Türken.
Steht schon fest, in welchem Umfang und Maß die WANO dem Betreiber Unterstützung bieten wird?
 
2019 hat die AKKUYU NUCLEAR JSC einen 3-Jahresplan für die Zusammenarbeit mit dem WANO Moskau Centre vorbereitet. Nach diesem Plan wird sich die Zusammenarbeit zuerst einmal auf den Aufbau einer guten Beziehung und die Vermittlung von Fachkenntnissen beim Betriebspersonal konzentrieren, doch die Sicherheit hat in allen Stufen des Laufzeitzyklusses des Kraftwerks die höchste Priorität.
2020-2021 wird das Moskau Centre sechs Unterstützungsmissionen durchführen, wobei der Schwerpunkt auf den verschiedenen verbesserungswürdigen Bereichen des KKW Akkuyu, wie Produktion, Grundlagen für organisatorische Effizienz, Überwachung und Mitarbeiterführung sowie technische Unterstützungsstrategien liegen wird. Die Mitarbeiter von Akkuyu werden an über 40 Seminaren, Arbeitsbesprechungen und Partnerbesuchen teilnehmen, die unter der Leitung der WANO stattfinden werden.

Anastasia Gennadievna Zoteeva
Director-General of Akkuyu JSC